Der anhaltende Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen dar. Gleichzeitig sind in der Metropolregion Rhein-Neckar zahlreiche Geflüchtete und Zugewanderte angekommen, die hoch motiviert sind, in Deutschland eine Ausbildung zu absolvieren oder hier zu arbeiten. Um diese beiden Zielgruppen zusammenzubringen, hat das Heinrich Pesch Haus (HPH) in Kooperation mit zahlreichen Partnern am 1. September eine Jobmesse veranstaltet.

„Es ist das erste Mal, dass sich eine Jobmesse speziell an geflüchtete Menschen richtet“, sagte die Ludwigshafener Sozialdezernentin Beate Steeg in ihrer Begrüßung. Es sei ein „richtig wichtiger Tag“. Sie freute sich, dass fast 40 Unternehmen gewonnen werden konnten, um sich zu präsentieren und zu zeigen, wie vielfältig die Arbeitswelt ist. Ihr Dank galt dem Heinrich Pesch Haus, mit dem die Stadt seit Beginn des Ukraine-Kriegs „eine wunderbare Kooperation“ in der Unterstützung geflüchteter Menschen habe. „Die heutige Messe ist eine Fortsetzung der Ideen, der Kreativität und des Engagements aus diesem Haus heraus“, so die Dezernentin.

„Ich finde die politischen Debatten rund um Integration und Arbeitsmarkt, die in den letzten Tagen wieder einmal die Öffentlichkeit dominierten, ziemlich irritierend. Im Zuge unserer Arbeit für Geflüchtete im Sprachunterricht und anderen Projekten von LuCanHelp treffen wir auf sehr viele gute Menschen, die sich engagiert darum mühen, sich in Ludwigshafen eine zweite Heimat aufzubauen“, sagte Tobias Zimmermann SJ. Der Direktor des Heinrich Pesch Hauses hofft, dass es dem Haus und seinen Partnern, der Industrie- und Handelskammer, dem Jobcenter, der Stadt Ludwigshafen, der Volkshochschule und der Stiftung Jugend.Hafen mit der Jobmesse und mit der Vorbereitung der Menschen auf dieses Ereignis gelingt, viele von ihnen erfolgreich mit den teilnehmenden Firmen zusammenzubringen.

„Eine Ausbildung zu machen, einen Arbeitsplatz zu finden, ist ein wesentlicher Teil auf dem Weg zur Integration“, betonte Jana Sand vom HPH, die die Jobmesse mit vorbereitet hat. „Wir freuen uns, mit zahlreichen Kooperationspartnern und Unternehmen einen Raum für Begegnung und Vernetzung zu eröffnen – das ist wichtiger denn je und eine große Chance“, ergänzte die stellvertretende HPH-Direktorin Ulrike Gentner.

Diesen Raum nutzten rund 600 Geflüchtete. Schon bei der Eröffnung waren die Aula und das weitläufige Foyer gut gefüllt. Viele Einzelpersonen nahmen die Möglichkeit wahr, potentielle Arbeitgeber zu finden, aber auch ganze Deutsch- oder Orientierungskurse waren unter den Besucher*innen. So Malgorzata Fojcik vom Zentrum für Arbeit und Bildung (ZAB) Frankenthal, die mit einer Frauengruppe unterwegs war. „Die Frauen nehmen am Qualifizierungsangebot `Frauen in der beruflichen Orientierung teil“, berichtete sie. Eine Teilnehmerin hat bereits einen Job gefunden, die anderen erhofften sich konkrete Angebote: „Wir wollen als Küchenhelferin, im Krankenhaus oder der Altenpflege arbeiten“, nannten die Irakerinnen Shelan Omar und Avein Salih ihre Berufswünsche.

„Ich informiere mich, welche Berufe es für mich in Deutschland gibt“, sagte Maryna Kalinina. Die Ukrainerin ist Programmiererin und besucht derzeit einen Sprachkurs. „Ich muss erst das Niveau B2 erreichen, bevor ich arbeiten kann“, weiß sie. „Aber ich habe gerade von einem neuen Beruf erfahren: Geomathematikerin“, erzählt sie zufrieden. Sami Durabi aus Syrien ist seit zwei Jahren in Deutschland und ist mit seinem Vater zur Jobmesse gekommen. Er hat keinen Ausbildungsplatz gefunden und hofft, auf der Messe noch eine Stelle oder zumindest ein Praktikum im Elektrobereich zu finden.

Neben den Unternehmensständen gab es noch zahlreiche Workshops rund um den Arbeitsmarkt und Bewerbungen und sogar die Möglichkeit, sich einen „Lebenslauf to go“ erstellen zu lassen. „Die Workshops waren sehr gut besucht und die Besucher*innen waren sehr zufrieden mit der Jobmesse. Es hat viele gute Gespräche gegeben“, zeigten sich Kerttu Taidre, LuCanHelp-Koordinatorin, und die anderen Kooperationspartner am Nachmittag sehr zufrieden mit der ersten Jobmesse für Geflüchtete. Auch die ehrenamtlichen „Brückenbauer“, die Gespräche mit ihren Übersetzungen unterstützten, seien sehr gefragt gewesen.

Die Aussteller berichteten ebenfalls von vielen interessierten Nachfragen und vielversprechenden Kontakten. „Für Geflüchtete ermöglicht eine solche Messe einen schnelleren und unkomplizierteren Zugang zum Arbeitsmarkt und somit in die Integration“, sagte Iryna Brand vom Team Fachkräftesicherung der IHK für die Pfalz.  Ob es auf der Jobmesse zu konkreten Praktikums- oder Jobangeboten gekommen ist, wird eine Umfrage in der kommenden Woche zeigen.

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